Die Pflegebranche steht unter Druck: Der Fachkräftemangel ist längst Alltag, die Ansprüche steigen, und gleichzeitig soll die Betreuung menschlich und individuell bleiben. Eine Antwort auf diese Herausforderungen könnten Roboter in Pflegeheimen sein. Nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstützung für Pflegekräfte und als Mehrwert für die Bewohner.
Von Helfer bis Entertainer: Was Roboter in Pflegeeinrichtungen heute schon leisten
Roboter sind längst mehr als Science-Fiction. In verschiedenen Studien weltweit wurden sie in Pflegeheimen getestet: Mit überraschenden Ergebnissen:
Mobilitätshelfer wie der „Resyone“ erleichtern nicht nur den Transfer vom Bett in den Rollstuhl, sondern erweitern auch den Bewegungsradius von Bewohnern. Plötzlich werden Gartenbesuche oder Spaziergänge wieder möglich, und mit ihnen kommen bessere Laune und mehr Lebensfreude.
Soziale Roboter in Gruppenaktivitäten, wie in einer Schweizer Studie gezeigt, können sie die Stimmung der Bewohner heben und ihre Aktivität steigern. Besonders wichtig: Viele ältere Menschen engagieren sich aktiv in den robotergestützten Gruppenstunden und haben dabei positive Effekte auf Körper und Geist.
Therapie-Roboter wie Paro wirken sich in mehreren Studien positiv auf das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz aus. Sie senken nachweislich Symptome wie Agitation und Depression. Der Paro Roboter ist ein Therapie-Roboter in Form einer Robbenbaby-Puppe.
Warum Roboter kein Pfleger-Ersatz sind und das auch gut so ist
Die Vorstellung, dass Roboter Pflegekräfte ersetzen, ist weder realistisch noch sinnvoll. Vielmehr können sie Routinen übernehmen, Kommunikation fördern und emotionale Nähe unterstützen:
Roboter unterstützen die Kommunikation zwischen Bewohner und Pflegekraft, indem sie stressige Pflegesituationen (z.B. Transfers) entspannen und den Blick für das Gegenüber öffnen.
In Gruppensettings werden Roboter häufig zum Kommunikationsanstoß zwischen den Bewohnern, gerade bei Menschen mit Demenz eine wertvolle Chance zur Aktivierung.
Emotionale Reaktionen wie Lächeln, Berührungen oder Gespräche entstehen oft im Zusammenspiel von Roboter und Bewohner. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Roboter "nur" eine Plüschrobbe ist oder ein humanoider Gesprächspartner.
Chancen für die Pflege und klare Grenzen
Roboter in Pflegeeinrichtungen können:
✅ Die Lebensqualität der Bewohner steigern
✅ Das Pflegepersonal entlasten
✅ Soziale Interaktionen fördern
✅ Therapien unterstützen
Sie können (noch) nicht:
❌ Menschliche Nähe ersetzen
❌ Eigenständig komplexe Pflegeaufgaben übernehmen
❌ Individuelle Betreuung leisten
Fazit: Roboter sind Helfer, keine Konkurrenz
Pflegeheime, die moderne Technologien wie Roboter klug einsetzen, haben die Chance, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: menschliche Zuwendung und technische Unterstützung.
Nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung. Für mehr Zeit, bessere Betreuung und ein Stück mehr Lebensqualität im Alltag.
Quellen:
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Tanner, A. et al. (2024). Older Adults' Engagement and Mood During Robot-Assisted Group Activities in Nursing Homes. [DOI: 10.2196/48031]
Jøranson, N. et al. (2015). Effects on Symptoms of Agitation and Depression in Persons With Dementia Participating in Robot-Assisted Activity. [DOI: 10.1016/j.jamda.2015.05.002]
Yoshimi, T. et al. (2024). Robotic Care Equipment Improves Communication between Care Recipient and Caregiver in a Nursing Home. [DOI: 10.3390/ijerph21030250]
Naganuma, M. et al. (2015). Use of Robotic Pets in Providing Stimulation for Nursing Home Residents with Dementia. [PMID: 26294602]
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Tulsulkar, G. et al. (2021). Can a humanoid social robot stimulate the interactivity of cognitively impaired elderly? [DOI: 10.1007/s00371-021-02242-y]
Sung, H.-C. et al. (2014). Robot-assisted therapy for improving social interactions and activity participation among institutionalized older adults. [DOI: 10.1111/appy.12131]